19.04.2017 ARGE Regensburg News Stephan Steinberger (RSZ) Plattling Rain

Hinweise vom 19. April – Kein Pflanzenschutz bei Frost, Schneckengefahr bleibt!

Witterung mit Minusgraden
Für die nächsten Tage ist strenger Nachtfrost vorhergesagt. Diese Wetterlage ist zwar für Pflanzenschutzmaßnahmen in Rüben nicht geeignet. Panik vor immensen Pflanzenverlusten ist allerdings bei ‑ 5 °C auch noch nicht angebracht. Die Erfahrungen – zuletzt von 2015 – zeigen, dass bereits aufgelaufene Rüben dies aushalten. Besonders empfindlich sind die Pflanzenteile, die nicht grün sind. Das sind beispielsweise Keimblätter in der Zeit des Durchstoßens oder das unterirdische Hypokotyl (der weiße Stängel). Da die Böden nach den Niederschlägen bereits abgesetzt und feucht sind, kann die kalte Luft von oben kaum eindringen.
Die frostige Kälte wird am Wochenende voraussichtlich von Regen abgelöst. Der kommende Montag ist nach aktuellem Stand der für Pflanzenschutzmaßnahmen vielversprechendste Tag. Danach ist wieder Niederschlag möglich.

Auch im Jahr 2015 trotzten die Rüben -5 °C kalten Nächten. Pflanzenausfälle waren nur selten zu verzeichnen.
Frostschäden treten meist nur lokal auf. Betroffen sind vor allem die Keimblätter (links) und das unterirdische Hypokotyl (rechts).
Leichter Schneefall bedeckt hier eine 2017er Rübe. (Foto: Murmann)

Saatenstand
Die etwa 25 % der im Rainer Gebiet Mitte März gesäten Rüben sind aus dem gröbsten raus. Hier zeigen sich bereits die ersten Laubblätter. Die in der letzten Märzwoche gesäten Rüben differenzieren dagegen sehr stark. Die zu Wochenanfang gesäten Rüben haben noch 2-3 warme Tage erwischt und sind – je nach Lage und Bodenart – fast genau so weit. Die ab 30. März gesäten Rüben haben in der Regel gerade erst das Keimblattstadium erreicht. Lokal begrenzt gibt es einige Regionen mit stark verkrusteten Böden. Hier ist der Feldaufgang sehr ungleichmäßig. Der Osterregen könnte gerade noch rechtzeitig gewesen sein, um den Keimlingen noch das Durchstoßen zu ermöglichen. Das ständige Beobachten und Auszählen bleibt dabei leider keinem erspart (siehe Zählstrecken anlegen).

Pflanzenschutz – Schädlinge
In den vergangenen Wochen wurde immer wieder von Schäden durch die Tipula-Larve berichtet. Diese treten vor allem in Mulchsaatbeständen auf, die im Herbst von der Wiesenschnake beflogen wurden.
Bei der kalten Witterung ist etwas weniger Aktivität der Schnecken zu verzeichnen. Lassen Sie sich hier aber nicht täuschen. Frisch geschlüpfte Schnecken fressen teilweise unterirdisch am Keimling. Die Niederschläge seit der Aussaat haben das bereits ausgelegte Schneckenkorn reduziert. Prüfen Sie daher ihre Schläge, um ggf. spätestens nach den nächsten Niederschlägen erneut Schneckenkorn ausbringen zu können. Folgende Produkte sind in Rüben für mind. zweimalige Anwendung zugelassen: Mollustop, Delicia Schneckenlinsen oder InnoProtect Schneckenkorn (je 3 kg/ha) oder Metarex Inov (5 kg/ha) oder Sluxx (7 kg/ha).

Herbizidmaßnahmen
Die meisten Landwirte haben unsere Empfehlung beherzigt und noch vor den Osterfeiertagen die erste NAK ausgebracht. Wegen der aktuell vorhergesagten Minustemperaturen sollten Sie geplante Herbizidmaßnahmen etwas nach hinten schieben. Da es auch tagsüber bedeckt und kalt bleibt, werden sich weder Rüben noch Unkräuter rasch weiterentwickeln.

Dort wo dringend die erste Maßnahme noch ansteht, kann eventuell ab Samstag (Temperaturen beobachten!, nicht nach Frost!), vermutlich aber erst ab Montag eine „schonend“ durchgeführte Stopp-Spritzung angewandt werden. Schonend heißt in diesem Fall, die Menge des „Betanals“, also des Phenmedipham-haltigen Produktes (und ggf. des Ölzusatzes) etwas zu reduzieren. Der Bodenwirkstoff Metamitron kann mit 1,0 l/ha Metafol SC bzw. Goltix Gold oder durch 1,3 l/ha Goltix Titan zugesetzt werden. Dreiermischungen mit Debut, Lontrel oder Rebell sollten dann erst bei einer Folgebehandlung gefahren werden, wenn sich die Rüben von den Minusgraden erholt haben.
Wenn die 1. NAK nach hinten geschoben wird, kann der Abstand zur 2. NAK um ein paar Tage verkürzt und – wenn es dann die Witterung erlaubt – die Mittelmengen etwas erhöht werden.

Bei den Mitte März gesäten Rüben steht jetzt in der Regel die 2. NAK an. Bis Montag sollten sich die Bestände – nach aktueller Wetterberichtslage – soweit erholt haben, um auch hier „schonenden“ Pflanzenschutz durchführen zu können. Der Einsatz von Debut oder Lontrel ist erst wieder bei wüchsigem Wetter mit höheren Temperaturen ratsam.
Planen Sie wenn nötig zwischen 2. und 3. NAK eine weitere Spritzung ein. Durch die kühlen Tagestemperaturen kann sich ohnehin die Zeit bis Reihenschluss etwas nach hinten schieben. Mit einer vierten NAK können Sie bei fast gleichem Mittelaufwand einer Spätverunkrautung besser vorbeugen.

Die Tabelle der Blatt-aktiven Mittel finden Sie hier noch einmal in korrigierter Form:

 

Wirkstoff (g/l) Phen-
med.
Des-
med.
Eho. (Lenacil) Empfehlung (l/ha)

1. NAK      2. + 3. NAK 

Betanal Expert 1) 75 25 151 0,75 – 1,0 0,75 – 1,0 – 1,25
Betanal maxxPro 60 47 75 27 0,75 – 1,0 0,75 – 1,0 – 1,25
Betasana Trio bzw.

Innoprotect BetaTeam

75 15 115 2) 1,25 – 1,5 1,25 – 1,5 – 1,75
Belvedere Extra 150 50 200 2) 0,75 – 1,0 0,75 – 1,0 – 1,25
Betasana SC

+ Stemat

160

 

 

500

2) 1,0 – 1,25

0,25 – 0,3

1,0 – 1,25 – 1,5

0,25 – 0,3 – 0,4

1) Betanal Expert bleibt Standardempfehlung
2) Bei wüchsigen Beständen mit Wachsschicht Öl zusetzen

Die Erfahrungen aus der Versuchstätigkeit der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Wirkstoffgehalte nicht 1:1 in Wirkung umgerechnet werden können. Zudem ergeben sich Unterschiede in Wirkungssicherheit und Verträglichkeit. Bei den drei letztgenannten Mitteln /-Kombinationen ist bei wüchsigen Beständen und Trockenheit (Wachsschicht) ein Ölzusatz vorteilhaft. Hier gibt es sehr viele Möglichkeiten, wie Hasten (0,5 l/ha) oder Oleo FC, Agrar Öl u.a. (jew. 0,5 – 1,0 l/ha).

Zählstrecken anlegen!
Um Frostschäden rechtzeitig zu erkennen und ggf. Bodenverkrustungen beurteilen zu können, sollten Zählstrecken angelegt werden.
Für eine Zählstrecke stecken sie an mehreren Stellen (z.B. Senke) im Schlag 10 m bei der 50er Reihe und 11 m bei der 45er Reihe ab. Durch auszählen von zwei Reihen in diesem Abschnitt erhalten Sie die Anzahl Rüben in 1.000 Pflanzen je Hektar. Wenn Sie sich die aufgelaufenen Rüben markieren (z.B. mit Holzfarbe), können Sie nachverfolgen, ob noch weitere Rüben auflaufen, oder sogar welche verschwinden.