Aufgehellte Rübenbestände

Gelbe Blätter haben eine geringere Photosyntheseleistung als grüne. Die Pflanzen sind nicht so wüchsig und können damit weniger Zucker in die Rübe einlagern.
Es gibt viele Ursachen für die Gelbverfärbung der Blätter. Die Diagnose ist jedoch relativ schwierig, da ähnliche Symptome durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden können. Die Ursache sollte im Einzelfall ergründet werden, um für den nächsten Rübenanbau Abhilfe zu finden. Nachfolgend werden einige typische Schadbilder gezeigt und mögliche Ursachen angesprochen.

Schädlinge und Krankheiten

Beim Auftreten des Rübennematoden (Heterodera schachtii) können nesterweise Vergilbungen beobachtet werden. Auf Teilstücken beginnen die Pflanzen zunächst zu schlappen, später tritt dann Gelbfärbung ein. An den Wurzeln dieser Pflanzen finden sich häufig weiße oder gelblich braune zitronenförmige Zysten.

Nesterweise Aufhellung von hellgrün bis gelb findet sich meist auch bei  Rizomania-Befall. Trotz ausreichender Bodenfeuchte welken die Pflanzen. An der Wurzel ist ein dichter Wurzelbart zu erkennen.

Zwischenzeitlich werden fast flächendeckend rizomaniatolerante Sorten angebaut, so daß dieser Ursache in der Praxis nur noch geringe Bedeutung zukommt.

Die viröse Vergilbung wird durch virustragende Blattläuse hervorgerufen. Ausgehend von infizierten Einzelpflanzen erfolgt die Verbreitung im Bestand meist nesterweise.

Bei Verwendung des höheren insektiziden Saatenschutzes in der Pillenhüllmasse werden viröse Vergilbungen nur noch selten beobachtet.

Das Syndrome Basses Richesses wird durch das Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus hervorgerufen. Der Vektor für das Bakterium ist die Schilf-Glasflügelzikade. Erkrankte Zuckerrüben zeigen zu Beginn asymmetrische (lanzettlich) und helle Herzblätter. Später kommt es zu einer flächendenkenden Aufhellung und Vergilbung der oberen Teile der Blätter.


Mangelernährung

Ursachen von Mangelernährung sind oft weniger absoluter Nährstoffmangel im Boden, als vielmehr mangelhafte Nährstoffverfügbarkeit oder Nährstoffaufnahme durch die Pflanze.

Gründe hierfür sind z. B. Bodenverdichtungen, Strohmatten und Staunässe. Bei verringertem Sauerstoffgehalt im Boden wird weniger organische Substanz mineralisiert. Gleichzeitig ist aber auch das Wurzelwachstum der Pflanzen gehemmt, so dass die Nährstoffaufnahme behindert ist.

Die Aufhellung beginnt zuerst an den älteren Blättern (Stickstoff-Mangel).

Bei Schwefel-Mangel beginnt die Aufhellung zuerst bei den jüngeren Blättern.

Bei Magnesium-Mangel kommt es zu Aufhellungen der älteren Blätter zwischen den Blattadern auf.

Bei Mangan-Mangel beginnt die Vergilbung an den älteren Blättern: kleine, unregelmäßige chlorotische Flecken, bedecken später den gesamten Bereich zwischen den Blattadern. Die Blattadern bleiben noch länger grün.


Ungünstige Bodenstruktur

Der wichtigste abiotische Faktor als Ursache für Gelbfärbungen im Zuckerrübenbestand ist eine ungünstige Bodensturktur und der sich daraus ergebende Sauerstoffmangel.
Bei Sauerstoffmangel ist die Nährstoffaufnahme reduziert. Die Zuckerrüben zeigen als Folgereaktion deutliche Nährstoffmangelsymptome, ähnlich einem Mangel an Stickstoff, Mangan und Magnesium, obwohl die Böden ausreichend mit Nährstoffen, d.h. auch mit Stickstoff versorgt sind. Zusätzlich ist die Krankheitsanfälligkeit gegen Rhizoctonia solani, Gürtelschorf u.a. erhöht.
Wachstumsdepressionen werden weiterhin durch unverrottetes Stroh, insbesondere durch „Strohmatratzen“ im Bearbeitungshorizont verursacht. Die Rübenwurzeln sitzen auf dem Hindernis auf und werden beinig.

Mulchsaaten zeigen diese Probleme nicht: Sauerstoffaustausch und damit die Nährstoffnachlieferung ist in Ordnung, ein aktives Bodenleben stabilisiert das Bodengefüge und erhält ein funktionsfähiges Drainagesystem im Unterboden.

Nicht Stickstoffmangel, sondern Sauerstoffmangel mit seinem großen Einfluss auf das Wurzel- und Bodenleben sowie die Stoffwechselvorgänge in der Rübenpflanze sind für die Blattaufhellungen und das gestörte Rübenwachstum verantwortlich. Es gilt, mit gezielten Maßnahmen wie zeit- und fachgerechte Grundbodenbearbeitung, Verbesserung der Strohverteilung beim Mähdrusch und Optimierung der Stroheinarbeitung den Problemen vorzubeugen. Mulchsaaten sind zur Stabilisierung des Bodengefüges und Erhaltung einer guten Bodenstruktur anzustreben.

Herbizidschaden

Bei einem Herbizidschaden zeigt sich die Vergilbung streifenweise oder im gesamten Bestand. Die Ursache liegt in einer überhöhten Aufwandmenge und/oder Ausbringung bei ungünstigen Witterungsbedingungen. Mögliche Ursachen sind auch Abdrift oder falsche Wirkstoffwahl.

Sortenbedingte Unterschiede

Hinsichtlich unterschiedlicher „Grünfärbung“ der Blätter gibt es – bei sonst gleichen Voraussetzungen – auch Differenzen zwischen den Sorten. Diese genetisch bedingten Unterschiede sind aber nicht mit den oben genannten, durch Krankheiten, Schädlinge oder Nährstoffmangel hervorgerufenen und meist nesterweise auftretenden Gelbfärbungen zu verwechseln.

Blatt-Alterung

Die gewöhnlichste Ursache für eine Gelbverfärbung ist die Blattalterung. Die älteren Blätter verfärben sich erst gelb, dann braun bis sie schließlich absterben.