Üblicherweise findet bei der Silierung z. B. von Mais oder Gras eine Kaltvergärung bei Temperaturen unter 30 °C statt, Pressschnitzel silieren dagegen durch “ Heißvergärung„.
Die Rübenschnitzel werden in der Zuckerfabrik bei einer Temperatur von etwa 70 °C entzuckert. Die Pressschnitzel verlassen die Schnitzelpressen in heißem Zustand und werden mit Temperaturen von über 50 °C verladen. Eine optimale Konservierung wird mit möglichst hohen Temperaturen bei der Einsilierung erreicht.
Die Abkühlung beim Transport und auch bei einer Zwischenlagerung von 24 Stunden ist relativ gering. Eine unverzügliche Silierung – möglichst ohne Zwischenlagerung – ist dennoch anzustreben, da die mikrobielle Aktivität in den warmen Schnitzeln zu Nährstoffverlusten führen kann.
Bei sorgfältiger Silierung können Pressschnitzel sehr verlustarm siliert werden.
Pressschnitzel haben auf Grund ihrer Zusammensetzung ein sehr ausgeprägtes Wasserbindevermögen. Dadurch tritt beim Transport kein Wasser aus und bei den Silagen entfällt die Sickersaftbildung. Dies trägt zur Minimierung von Silierverlusten bei.
Hinweise zur Silierung
Die Erzeugung einer qualitativ hochwertigen Pressschnitzelsilage erfordert eine große Sorgfalt aller Beteiligten. Die Südzucker AG garantiert als Hersteller zwar die Produktqualität ab Werk, zum Gelingen der Silage tragen anschließend aber auch der Transporteur, ggf. der Lohnunternehmer und vor allem der silierende landwirtschaftliche Betrieb selbst bei.
Die nachfolgenden Hinweise sind eine wichtige Grundlage für die Erzeugung einer hochwertigen Pressschnitzelsilage.
Berücksichtigen Sie bei Planung der Pressschnitzelsilierung die Silogröße (tägl. Entnahmemenge, Vorschub im Silo) und den Lagerplatz (Befestigung, Sauberkeit, Öffnungsrichtung Wind abgewandt).
Silieren Sie die Pressschnitzel in warmem Zustand ein.
Achten Sie sowohl beim Transport als auch bei der Silierung auf Sauberkeit. Einträge von Schmutz und damit von Schaderregern gefährden die Stabilität der Silage.
Vermeiden Sie eine Zwischenlagerung der Pressschnitzel. Ist eine Zwischenlagerung unvermeidbar, muss die betreffende Fläche gereinigt und möglichst auch desinfiziert sein.
Befüllen Sie das Silo zügig.
Achten Sie auf eine gute Verdichtung und sorgfältige Abdeckung der Silage.
Kontrollieren Sie das geschlossene Silo regelmäßig auf Beschädigungen und nehmen Sie bei Bedarf Ausbesserungen an der Folie vor.
Gewährleisten Sie eine ausreichende Silierdauer zur notwendigen Abkühlung (mindestens 6 Wochen).
Stellen Sie einen ausreichenden Vorschub (0,2 m/d im Winter und 0,4 m/d im Sommer) bei der Entnahme sicher.
Qualitätssicherung bei Silierverlauf und Entnahme
Jedes Silo bedarf eines fortlaufenden „Managements„. Dazu ist es erforderlich, die Abdeckfolie oder den Folienschlauch regelmäßig auf Beschädigungen zu kontrollieren und gegebenenfalls Ausbesserungen vorzunehmen. Sinnvoll ist, das Silo mit Vogelschutznetzen oder -gittern gegen Schäden (z. B. durch Vögel oder Hagelschlag) zu schützen.
Öffnung und Entnahme
Bei Pressschnitzeln sollte die Öffnung frühestens nach sechs Wochen, besser erst nach zwei Monaten, erfolgen. Damit wird eine ausreichende Abkühlung der Pressschnitzelsilage (etwa auf Außentemperaturniveau) gewährleistet. Bei vorzeitiger Öffnung des Silos weist vor allem der Kern noch erhöhte Temperaturen auf. Hefen und Schimmelpilze finden dann optimale Bedingungen vor und bewirken einen aeroben Verderb der Silage.
Vergleichsweise hohe Außentemperaturen im Verlauf der Silierung können die Abkühlung verzögern. Wenn Unsicherheiten zur tatsächlichen Abkühlung bestehen, sollte eine Temperaturmessung per Einstichthermometer in Betracht gezogen werden.
Folgende Maßnahmen sind für die Qualitätserhaltung wesentlich:
ausreichender Vorschub (Winter > 0,2 m/Tag; Sommer > 0,4 m/Tag)
glatte, senkrechte Anschnittsfläche
keine Auflockerung des Futterstockes
Entfernen von Futterresten
Stabilität der Pressschnitzelsilage
Eine optimale Silierung sichert die Qualität und Stabilität der Pressschnitzelsilagen. Das Risiko einer Nacherwärmung betrifft alle Arten von Silagen und damit auch die Pressschnitzel.
Nacherwärmung
Die Nacherwärmung wird durch Schimmelpilze und Hefen verursacht. Diese Mikroorganismen überleben im Silo auch bei tiefen pH-Werten (< 4) und Luftabschluss.
Tritt nach dem Öffnen des Silos Sauerstoff in den Futterstock ein, werden sie wieder aktiv und beginnen mit der Vermehrung. Da ihre Aktivität temperaturabhängig ist, finden sie insbesondere bei hohen Außentemperaturen optimale Bedingungen vor. Hefen verstoffwechseln Restzucker und die Milchsäure, wobei Wärme entsteht. Durch den Abbau von Milchsäure steigt der pH-Wert an, wodurch Schimmelpilze bestmögliche Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Die Temperatur in der Silage steigt deutlich an.
Die Verluste bei einer Nacherwärmung sind enorm. Neben Nährstoffen und Energie geht auch Trockenmasse verloren. Der Energiegehalt bei Nacherwärmung sinkt pro Tag um mindestens 0,1 MJ NEL / kg TM. Außerdem treten hohe Masseverluste (bis zu 3,5 % TM pro Tag) auf.
Pressschnitzelsilagen haben im Vergleich zu z.B. Maissilagen nur einen relativ geringen Milchsäure- und damit auch Gesamtsäuregehalt. Maissilagen enthalten bis zu 2,5 % Milchsäure, bei guten Pressschnitzelsilagen liegen die Werte bei ca. 0,85 %. Dennoch reichen diese Milchsäuregehalte aus, um die Silage bei pH-Werten unter 4,0 zu stabilisieren.
Diese pH-Wert-Absenkung ist zwar bereits innerhalb der ersten 10 Tage erreicht, im weiteren Lagerverlauf bildet sich aber auch weiterhin Milchsäure, die einen wesentlichen Effekt auf die aerobe Stabilität hat.
Das Risiko der Nacherwärmung von Pressschnitzeln lässt sich durch gezielte Maßnahmen deutlich verringern. Die größte Bedeutung hat aber die Erzeugung einer stabilen Silage. Mit der sorgfältigen Silierung der Pressschnitzel sichern Sie sich eine wichtige und hochwertige Futtergrundlage!
Lagerungszeit
Die Lagerungszeit hat einen wichtigen Einfluss auf die Stabilität der Pressschnitzelsilage und ist im Zusammenhang mit dem Temperaturverlauf in der Silage zu sehen. Pressschnitzel werden mit Temperaturen von 40 bis 50 ° C einsiliert und im Lagerverlauf findet eine langsame, stetige Abkühlung (etwa 1 ° C je Tag bis auf Umgebungstemperaturniveau) statt.
Die Abkühlung verläuft dabei im Silo nicht einheitlich. Während die oberen oder seitlichen Randschichten auf Grund der geringeren Verdichtung relativ schnell abkühlen, bleibt die Temperatur in den Zonen hoher Verdichtung, also im Kern, länger auf höherem Niveau.
Die Temperatur in der Silage hat eine besondere Bedeutung für die aerobe Stabilität nach der Öffnung. Bei Luftzutritt und Temperaturen von über 8 ° C kommt es in jeder Silage zu einer massiven Erhöhung der mikrobiellen Aktivität. Hefen bauen dann Restzucker und Milchsäure zu CO 2, Wasser und thermischer Energie ab. Mit dem Abbau der Säure steigt der pH-Wert in der Silage ebenso wie die Temperatur und der Wassergehalt, womit Schimmelbildner und Fäulniserreger optimale Bedingungen vorfinden und damit ein beschleunigter Verderb stattfinden kann. Je höher die Temperatur in der Silage auf Grund von „Restwärme“ ist, desto schneller können diese Prozesse stattfinden.
Bei vorzeitiger Öffnung des Silos weist vor allem der Kern erhöhte Temperaturen auf. Die möglichen Folgen einer unzureichenden Abkühlung sind bereits im obigen Text beschrieben. Zur Verdeutlichung dient die untenstehende Aufnahme eines Pressschnitzelschlauches:
(Foto: BAG Budissa Agroservice GmbH)
Dieser weist auch 49 Tage nach der Silierung bei Außentemperaturen unterhalb von 0 ° C noch Kerntemperaturen von über 15 ° C auf.
Durch die vorzeitige Öffnung finden die Mikroorganismen beste Bedingen für aerobe Umsetzungen vor – der erste Schritt zum Verderb!
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